Botschaft des Erzbischofs von Rusa TICHON, Leiters der Diözese von Berlin und Deutschland anlässlich des 800. Jahrestag der Geburt des Hl. Alexander-Newskij
Botschaft
des Erzbischofs von Rusa TICHON,
Leiters der Diözese von Berlin und Deutschland,
an den Klerus, die Mönche und Nonnen und die Laien
der Diözese von Berlin und Deutschland der Russischen Orthodoxen Kirche
Geliebte Väter, ehrwürdige Mönche und Nonnen, liebe Brüder und Schwestern!
In diesem Jahr feiert die Russische Orthodoxe Kirche den 800. Jahrestag der Geburt des heiligen rechtgläubigen Fürsten Alexander Nevskij (Aleksandr von der Neva), des Verteidigers und himmlischen Beschützers des russischen Landes. Früher wie heute ist er für uns ein inspirierendes Beispiel für ein christliches Leben, für die Staatskunst und für aufopfernde Liebe. Von seinen Eltern im Geist der selbstlosen Hingabe an den orthodoxen Glauben erzogen, erfüllte er in seinem Dienst unbeirrbar die Ideale des Evangeliums, indem er sein Leben einsetzte für sein Volk, das seinem Schutz und seiner Fürsorge anvertraut war.
Durch die Göttliche Vorsehung zum Fürstenamt in Novgorod in einer der tragischsten Perioden der Geschichte des Vaterlandes berufen, als sich die Mächte aus dem Osten wie Westen sammelten, die das russische Volk mit dem Verlust der kirchlichen und staatlichen Identität bedrohten, vermochte der heilige rechtgläubige Fürst Alexander Nevskij, mit dem Schwert die Gefahr abzuwende, die über der Heimat schwebte. Als er Siege errang, zeigte er sich nicht nur als hervorragender Feldherr, sondern vor allem als Christ, der voll und ganz auf die allmächtige Hilfe Gottes vertraute. Als er sich auf die Schlacht an der Neva vorbereitete, stärkte er nach der Überlieferung der Chronik den Geist seiner Krieger mit den Worten: „Brüder! Nicht in der Gewalt ist Gott, sondern in der Wahrheit! Erinnern wir uns an die Worte des Psalmisten: „Diese kommen mit Waffen und diese zu Pferde, wir aber wollen den Namen des Herrn, unseres Gottes, anrufen“ (Ps 19,8).
Gemäß dem Gebot, das der Heiland seinen Jüngern gegeben hat: „Seid klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben“ (Mt 10, 16), war der heilige rechtgläubige Fürst in der Lage, die schwierigsten Probleme nicht nur militärisch, sondern auch diplomatisch zu lösen. Unter Einsatz seines eigenen Lebens unternahm er lange Reisen zur Goldenen Horde und in die Mongolei, um durch Verhandlungen Novgorod vor mörderischen Überfällen zu bewahren und für lange Zeit seinem Volk ein „friedliches und stilles Dasein“ zu ermöglichen.
Nachdem er seine friedensstiftende Mission erfolgreich erfüllt und die Erlaubnis zur Gründung einer orthodoxen Diözese in der Hauptstadt der Goldenen Horde erhalten hatte, erkrankte der rechtgläubige Fürst Alexander auf dem Rückweg nach Novgorod schwer. In Vorahnung seines nahen Todes nahm er die klösterliche Tonsur in das heilige S’chima mit dem Namen Aleksij an. Sein geistlicher Vater, der Vorsteher der Russischen Kirche, Metropolit Kirill, sagte in seiner Grabrede prophetisch: „Wisset, meine Kinder, dass die Sonne des Landes Suzdal’ bereits untergegangen ist. Es wird keinen solchen Prinzen mehr auf russischem Boden geben“.
Das hagiografische Bild des heiligen Alexander Nevskij nimmt bis heute einen besonderen Platz im Gedächtnis der Kinder der Russischen Orthodoxen Kirche ein und weckt die Hoffnung auf den Gebetsbeistand des rechtgläubigen Fürsten. Heute, wo so viele Menschen die moralische Orientierung verloren haben, wo selbst in einst christlichen Zivilisationen die Entstellung der Lehre des Evangeliums zugelassen wird, stellen wir uns die schicksalhafte Frage: An wem sollen wir uns ein Beispiel für das geistliche Leben in schwierigen historischen Gegebenheiten und Umständen nehmen? Eine Antwort findet sich in vielerlei Hinsicht im Leben des heiligen Fürsten Alexander Nevskij, der als ein Beispiel für die wahre Liebe zu Gott und seinem Vaterland dient.
Jetzt beginnen wir mit einem Gottesdienst in der Kirche des heiligen rechtgläubigen Alexander Nevskij in Porsdam die festlichen Jubiläumsfeierlichkeiten im Bistum von Berlin und Deutschland. Auf seine Gebete möge der Herr uns allen Seine Hilfe und Seinen Segen herabsenden!
+ TICHON
Erzbischof von Rusa,
Leiter der Diözese von Berlin und Deutschland
Berlin,
12. September 2021