Weihnachtsbotschaft des Erzbischofs Tichon von Rusa, Leiters der Diözese von Berlin und Deutschland
Weihnachtsbotschaft
des Erzbischofs TICHON von Rusa,
Leiter der Diözese von Berlin und Deutschland,
an den Klerus, die Mönche und Nonnen und die Laien
Geliebte Väter, ehrwürdige Mönche und Nonnen, liebe Brüder und Schwestern!
Ich gratuliere euch allen zum großen und freudigen Fest der Geburt Christi! Wieder
einmal ist über der Welt der Stern von Bethlehem aufgegangen und hat den
Menschen das Erscheinen Gottes im Fleisch angekündigt (1 Tim 3,16). Die
Verheißung Gottes, die unseren Vorfahren, Adam und Eva, gegeben wurde (Gen
3,15), hat sich vollendet, die alttestamentlichen Prophezeiungen und Erwartungen
wurden erfüllt (Hebr 1,1-2; Jes 7,14; 9,6; 40,3-5; Mich 5,2; Hab 3,1-19), und die
Erde erhellte die Sonne der Göttlichen Liebe, der Gerechtigkeit und Wahrheit.
„Seit Anbeginn der Welt”, so die Worte eines Asketen unserer Tage, „gab es kein
erstaunlicheres Ereignis als die Geburt Christi. Der Herr, der Allmächtige Gott, der
mit einem einzigen Wort die unsichtbare und die sichtbare Welt, den Himmel und
die Erde und alles, was sie erfüllt, geschaffen hat, erniedrigte Sich selbst, schuf
Sich Fleisch aus dem Blut der über Alles gesegneten Jungfrau Maria, wird in einer
Höhle geboren und als hilfloses Kind in eine Krippe gelegt. Der Himmel war
entsetzt, und die Enden der Erde waren erschüttert. Das größte Wunder und
Geheimnis ward vollbracht, unbegreiflich nicht nur für den Menschen, sondern
auch für die höchsten himmlischen Ordnungen“.
Warum ist der Herr auf die Erde gekommen? Es gibt nur eine Antwort: Um den
Menschen zu retten. Der Herr kam auf die Erde, um uns von der Sünde zu reinigen,
uns von der Gewalt des Teufels zu befreien und uns dem Rachen des ewigen Todes
zu entreißen. Gott ist Fleisch geworden, um uns in den Himmel zu führen, in
unseren früheren Zustand der Gottesgemeinschaft. Der Sohn Gottes nahm
Menschengestalt an (Phil 2,7), nahm auf Sich die Sünden der ganzen Menschheit,
vergoss am Kreuz Sein Allreines Blut, „das uns von aller Sünde reinigt” (1 Jo 1,7)
und gab uns „die Kraft, die da ist zum Leben und zur Gottseligkeit” (2 Petr 1,3).
Ein wahrhaft großes und glorreiches Wunder ist vollbracht!
Der ehrwürdige Kosmas von Maiouma besingt in der ersten Ode seines
Weihnachtskanons das Fest des Kommens Christi Gottes auf die Erde mit
folgenden Worten: „Christus wird geboren – verherrlicht Ihn, Christus vom
Himmel – empfangt Ihn, Christus auf Erden – erhebet Ihn”. Es ist bezeichnend,
dass der heilige Hymnusschreiber das Ereignis der Geburt Christi nicht in der
Vergangenheitsform, sondern in der Gegenwartsform verherrlicht: „Christus ist
geboren”. Nicht nur „ward geboren”, sondern „wird geboren”.
Wo wird jetzt, nach der wunderbaren Geburt in der Höhle von Bethlehem, Christus
geboren? Darauf antwortet die Heilige Kirche uns mit den Worten des heiligen
Joannes Chrysostomos: „Herr, wie Du in der Höhle in die Krippe der Sprachlosen
gelegt wurdest, so nimm auch Wohnung in der Krippe meiner sprachlosen Seele
und in meinen verunreinigten Leib”. Das menschliche Herz, schwach und sündig,
aber durstig nach Erlösung, es ist die neue Krippe, in die Sich Christus legt, sobald
nur die reuige Seele nach Ihm ruft. Die ganze menschliche Wesenheit – das ist das
neue Bethlehem, in das der König der Könige, unser Herr Jesus Christus, seine
Schritte lenkt, um „in den Mund und in alle Glieder” des verunreinigten
menschlichen Fleisches einzudringen, um „Seele und Leib, Geist und Herz, Lenden
und Schoß” zu reinigen und zu heiligen und das ewige Heil zu schenken.
Immer wieder von neuem gratuliere ich euch, meine Lieben, zum großen und
frohen Fest der Geburt Christi! Lasst uns das Gotteskind Christus verherrlichen,
das „um unseretwillen jetzt im Fleisch geboren von der Unberührten und Allreinen
Jungfrau Maria”. Vereinigen wir uns von Herzen mit dem Gesang der himmlischen
Heerscharen, die die Geburt Christi mit den Worten ehren: „Ehre sei Gott in der
Höhe und auf Erden Friede und Wohlwollen unter den Menschen!“ (Lk 2,14).
Mögen sich in diesen heiligen Tagen alle unsere Gedanken auf das große Werk
richten, das der Herr Jesus Christus getan hat. Mögen unser Herz und unser Wille
nach der Begegnung mit dem geborenen Gotteskind Christus streben.
+TICHON,
Erzbischof von Rusa
Leiter der Diözese von Berlin und Deutschland
Geburt Christi
25. Dezember / 7. Januar 2023
Berlin